Mehrgenerationenwohnen

In letzter Zeit häufen sich wieder Medienberichte über das Mehrgenerationenwohnen. Ist eigentlich nichts Neues, denn früher war das selbstverständlich, dass Eltern mit Kindern und Grosseltern, also drei Generationen, unter einem Dach wohnten. Man konnte sich schlicht nicht mehr leisten. Und ausserdem wollte man auch generationenübergreifend von Dienstleistungen profitieren. Kurz gesagt: man half sich ganz selbstverständlich und je nach den individuellen Möglichkeiten.

Nun geniesst dieses Modell seit einigen Jahren eine Renaissance. In verschiedenen Städten gibt's das schon und einige Projekte sind am Entstehen. Wir finden: eine tolle Sache. Aber halt leider nicht für alle. Denn eines ist klar: es braucht extrem viel Rücksichtnahme, Respekt und eine grundsätzlich offene Haltung gegenüber Neuem. Und es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Natürlich ist es schön, wenn eine ältere Single-Dame als Ersatzgrosi die Kinder hütet oder wenn ein junger Familienvater noch rasch zum älteren Herrn in der oberen Etage geht, um einen quietschenden Rollstuhl zu schmieren. Aber in den meisten dieser neuen Wohnmodelle muss eine Anzahl gemeinnütziger Stunden geleistet oder entsprechend bar abgegolten werden. Und genau das ist offenbar auch das grösste Minenfeld in solchen Siedlungen. Und dazu kommen, wie in "normalen" Siedlungen, die täglichen Scharmützel zwischen Alt und Jung. Oder glauben Sie, werte Leser unseres Blogs, dass nach dem Einzug einfach alle plötzlich super tolerant sind?

Machen Sie Generationenwohnen, ist wirklich toll. Aber nur, wenn Sie ganz sicher sind, dass Sie dazu passen. Sonst bleiben Sie lieber in einem herkömmlichen Wohnumfeld. Nüt für unguet.

Autor: Hans Graf